Nach dem SC Groß-Zimmern, dem ältesten Verein unseres Schachbezirks, haben mit dem SK Eberstadt und dem SK Pfungstadt in diesem Jahr zwei weitere Vereine hundertjährige Schachgeschichte geschrieben.
Beide Schachklubs in unmittelbarer Nachbarschaft würdigten dieses einmalige Ereignis am Sonntag, den 8. September in der „Jugendscheune“ des Turnverein 1876 e.V. Darmstadt-Eberstadt mit knapp 30 Gästen in einer gemeinsamen „akademischen Feier“.
Dabei hoben die geladenen Gäste aus der Lokalpolitik, Kreisbeigeordneter des Landkreises Darmstadt-Dieburg Frank Klock, Bürgermeister Patrick Koch aus Pfungstadt, der trotz Pfungstädter Kerb gerne auch an unserer Veranstaltung teilgenommen hat und der Leiter der Bezirksverwaltung Eberstadt Ludwig Achenbach in ihren Redebeiträgen die langen und intensiven ehrenamtlichen Tätigkeiten und das private Engagement in beiden Vereinen und deren Wichtigkeit für den Sport, das Vereinsleben, die Freizeitgestaltung, und die Lebensqualität in der Region hervor. Gerade das Schachspiel präge viele persönliche charakterlichen Eigenschaften, wie etwa ein planvolles Vorgehen, die Konzentration auf das Wesentliche und die zielgerichtete Umsetzung eigener Vorhaben. Dies sei in Zeiten permanenter Ablenkung durch soziale Medien und der ständigen Verfügbarkeit durch das Mobiltelefon besonders wichtig.
Kreisbeigeordneter Frank Klock übereichte dem SK 1924 Pfungstadt die Silberne Ehrenplakette des Hessischen Ministerpräsidenten anlässlich des 100-jährigen Bestehens, Bürgermeister Patrick Koch übermittelte dem SK Pfungstadt ein Dankesschreiben der Stadt und Ludwig Achenbach, Leiter der Eberstädter Bezirksverwaltung überbrachte dem SK Eberstadt die besten Glückwünsche des Darmstädter Oberbürgermeisters Hanno Benz.
Die beiden Vorsitzenden unseres Schachbezirks Starkenburg, Holger Bergmann und Michael Bach, betonten die besonderen langjährigen Aktivitäten beider Vereine in unserem Schachbezirk, spielten sie mit ihren ersten Mannschaften doch sehr viele Jahre in den oberen Ligen unserer Region. Auch wenn Eberstadt und Pfungstadt nun zu den kleineren Schachvereinen zählen, sei deren Wirken zum Erhalt der Vielfalt unseres regionalen Vereinslebens gerade angesichts der derzeitigen starken Konzentration auf wenige Großvereine unverzichtbar. Verlust von Miteinander und Geselligkeit seien leider immer mehr festzustellen. Ebenso stünden immer weniger geeignete Vereinslokale zur Verfügung, um diesem Trend entgegenzuwirken.
Der SK 1924 Pfungstadt kann, so sein Vorsitzender Wolfgang Steidl, auf eine umfassende, wenn auch nicht lückenlose, aber in Teilen bis in die Anfangsjahre zurückreichende Chronik zurückgreifen. So gründete sich vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Besonderheiten in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kurzzeitig auch ein Arbeiter-Schach-Verein in Pfungstadt. Während der NS-Zeit bestand ein Vereinsverbot. In den 60er Jahren fand die Jugendarbeit einen Höhepunkt mit einer Freizeitfahrt nach Bordeaux, einer Schwesterstadt Pfungstadts. Bis in die 80er Jahre setze der damalige Vorsitzende Wolfgang Wuchenauer die erfolgreiche Jugendarbeit fort. Sportliches Highlight waren mehrere Spielzeiten in der Landesklasse. Seit Beginn der 2000er Jahre besteht eine Spielgemeinschaft mit der Schachabteilung des TV 1893 Seeheim.
Wolfgang Ebert erinnerte als Vorsitzender des SK Eberstadt an die großen Zeiten des Vereins, der 1948 und 1949 bei den Endrunden zur Deutschen Mannschaftsmeisterschaft einen herausragenden 3. Platz belegte. Mit Anatoli Archipov stellte der SK Eberstadt 1948 und 1950 zweimal den Hessenmeister. Dr. John Niemann, ebenfalls Mitglied der damaligen Mannschaften, etablierte sich bis ins hohe Alter als international anerkannter Komponist, Archivar und FIDE-Schiedsrichter in den ästhetischen und künstlerischen Schachdisziplinen Problemschach und Hilfsmatt.
In den folgenden Jahrzehnten sicherte sich die erste Mannschaft aus Eberstadt einen festen Platz in der hessischen Landesklasse, der damals noch zweithöchsten hessischen Liga, ab den späten 70er Jahren eine Klasse tiefer in der Starkenburgliga. In der Saison 2024/25 steht die Mannschaft in der Bezirksklasse vor einer sehr schweren Aufgabe.
Zwischen den einzelnen Redebeiträgen unterhielt das Dieburger Frauenduo „All of Us“ (Vocals & Guitar) die Gäste mit eigenen frischen und eindrucksvollen Interpretationen älterer und neuerer Songs aus Rock und Pop für beste musikalische Unterhaltung unserer würdevollen Jubiläumsfeier.
Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung feierten die Gäste noch lange in gemütlicher Runde ihre 100-jährigen Vereine.
Aus organisatorischen Gründen nahmen leider keine Vertreterinnen und Vertreter des Landessportbundes Hessen und des Sportkreises Darmstadt-Dieburg teil. In feierlichem Rahmen wurde den beiden Vereinsvorsitzenden beim Sportkreis eine Urkunde und eine Zuwendung seitens des Landessportbundes überreicht, für die sich beide Vereine herzlichst bedanken.
Udo Heldmann (Pfungstadt) und
Wolfgang Ebert (Eberstadt)