Oberliga Süd-West A
In der Oberliga Süd-West A standen zum vergangenen Wochenende die beiden finalen Spieltage der Saison 2024/25 an. Gernsheim I. stand wie zuvor berichtet unter Druck, den Klassenerhalt noch nicht erreicht zu haben, und befand sich in unangenehmer Nähe zu den Abstiegsrängen. Das positive vor dem Start in die letzten Partien war allerdings, dass man sich aus eigener Kraft eine weitere Saison in der dritthöchsten Liga hätte sichern können. Auftakt hierzu sollte am Samstag die Begegnung gegen Eppstein sein, das mit drei Punkten Rückstand auf Gernsheim bereits auf einem Abstiegsplatz lag und praktisch um den letzten Strohhalm kämpfen musste. Darüber hinaus verlor Eppstein zuvor den 8. Spieltag gegen den Tabellenletzten Bad Homburg und war sicherlich nicht mit der berühmten breiten Brust nach Gernsheim gereist, dass den Doppelspieltag ausrichtete.
Beide Mannschaften traten in ihrer Bestbesetzung an und bestätigten somit die Vorahnung, sich nicht nur der ernsten Lage bewusst zu sein, sondern auch mit allen Mitteln um die beiden auszuspielenden Punkte kämpfen zu wollen. Den Gästen gelang es leider mehr Nervenstärke zu zeigen und den Vergleich mit 3 : 5 zu gewinnen. Gernsheim entglitt der Wettkampf unter anderem durch den Verlust einiger aussichtsreicher Partien, die womöglich aus Nervosität zu Gunsten Eppsteins kippten. Da zeitgleich Mörlenbach/Birkenau deutlich gegen Wiesbaden verlor und Eppstein selbst mit dem Sieg noch einen Punkt Rückstand auf Gernsheim hatte, war die Niederlage zunächst nur ein allerletzter Warnschuss vor den Bug, sodass trotz verschlechterter Ausgangslage der Klassenerhalt immer noch in den eigenen Händen lag. Hierfür musste man allerdings das starke Wiesbaden ausschalten oder im mindesten einen Punkt erspielen und dann darauf hoffen, dass auch der entscheidende Wettkampf zwischen Eppstein und Mörlenbach/Birkenau unentschieden ausgeht.
Ein Herzschlagfinale stand also am gestrigen Sonntag auf dem Plan, das seinem Namen auch gerecht werden sollte:
Gernsheims Strategie gegen Wiesbaden voll aufzuspielen wurde alsbald belohnt. Nach den ersten Partien ging man erst in Führung und lehnte zuvor ausgesprochene Remisangebote an den hinteren Brettern ab - aufgrund der Befürchtung, vielleicht an den vorderen Brettern den nominell überlegenen Wiesbadenern nicht standhalten zu können. Dann gingen ausgerechnet die Partien, an denen die Angebote zur Punkteteilung ausgesprochen wurden für Gernsheim verloren und die Führung ging an Wiesbaden über. Bei einem 3½ : 2½ Rückstand hing es an den beiden verbliebenden Brettern, die beide gewonnen werden mussten, denn Eppstein gelang zwischenzeitlich ein 4½ : 3½ Sieg über Mörlenbach/Birkenau, womit Gernsheim nun zwingend zum Siegen verdammt war. Im weiteren Verlauf der Partien und nach starken Leistungen gelang Gernsheim allerdings nicht die volle Punktausbeute, sondern "lediglich" 1½ aus 2, womit der Wettkampf gegen Wiesbaden mit 4 : 4 endete. Damit zog Eppstein dank der beiden Siege in den letzten Spielen mit Gernsheim nach Punkten gleich, setzte sich aber über die starkenburger Mannschaft dank eines Brettpunktes mehr auf der Habenseite hinweg auf den rettenden siebten Platz. Gernsheim steigt damit nach langer Zugehörigkeit zur Oberliga und einem beinahen Aufstieg in die 2. Bundesliga im vergangenen Jahr unglücklich in die Hessenliga ab. Die Auswirkungen auf die nachfolgende Hessenebene folgt am Ende des Artikels.
Weitere Einzelergebnisse, Tabellen und Infos gibt es beim Bundesligaergebnisdienst: Oberliga Südwest A
Ein weiterer, detaillierterer Bericht findet sich auch auf der Website des SK Gernsheims selbst: Aus und vorbei – Gernsheim I steigt im dramatischen Saisonfinale denkbar unglücklich aus der Oberliga ab
Einzelergebnisse des 9. Spieltags
SK 1980 Gernsheim | 3 | − | 5 | SVG Eppstein | ||||
2003 | Francesco Stefano Di Capua | 0 | : | 1 | Irina Bulmaga | 2362 | IM | |
2263 | Rene Borchert | 0 | : | 1 | Adam Popovics | 2349 | IM | |
2228 | Tom Elliot Hebbering | ½ | : | ½ | Ferenc Berebora | 2366 | IM | |
FM | 2315 | Dr. Vitali Braun | 0 | : | 1 | Evgeniya Doluhanova | 2287 | WGM |
FM | 2253 | Holger Dietz | ½ | : | ½ | Dr. Frank Hoffmeister | 2100 | |
FM | 2290 | Maximilian Müller | ½ | : | ½ | Dr. Thomas Marschner | 1990 | |
2204 | Emery Peterson | ½ | : | ½ | Peter Raab | 2137 | ||
2077 | Peter Nies | 1 | : | 0 | Erich Zweschper | 2029 |
Einzelergebnisse des 10. Spieltags
Wiesbadener SV 1885 | 4 | − | 4 | SK 1980 Gernsheim | ||||
FM | 2387 | Christian Glöckler | 0 | : | 1 | Rene Borchert | 2263 | |
GM | 2503 | Igor Khenkin | ½ | : | ½ | Tom Elliot Hebbering | 2228 | |
FM | 2307 | Andrej Dubkov | ½ | : | ½ | Dr. Vitali Braun | 2315 | FM |
IM | 2419 | Upadhyaya Anwesh | ½ | : | ½ | Maximilian Müller | 2290 | FM |
2176 | Samuel Minor | 1 | : | 0 | Emery Peterson | 2204 | ||
2151 | Dr. Daniel Wichmann | 1 | : | 0 | Frank Rosenberger | 2085 | ||
2028 | Maja Patricia Buchholz | 0 | : | 1 | Peter Nies | 2077 | ||
2039 | Michael Scheitz | ½ | : | ½ | Martin Neumann | 2099 |
Abschlusstabelle der Oberliga Süd-West A
Mannschaft | Spiele | MP | BP | BW | |
1. | Sfr. Wolfhagen II | 9 | 16 | 48½ | 206 |
2. | SC Heusenstamm | 9 | 15 | 47 | 211 |
3. | Wiesbadener SV 1885 | 9 | 13 | 45 | 214½ |
4. | SF Neuberg | 9 | 11 | 38 | 180½ |
5. | SV Oberursel | 9 | 11 | 35½ | 153½ |
6. | SV 1920 Hofheim II | 9 | 6 | 32 | 152½ |
7. | SVG Eppstein | 9 | 6 | 31 | 148½ |
8. | SK 1980 Gernsheim | 9 | 6 | 30 | 121 |
9. | FB Mörlenbach-Birkenau | 9 | 4 | 30 | 148 |
10. | SK Bad Homburg | 9 | 2 | 23 | 84½ |
Auswirkung auf die nachstehenden Ligen auf Hessenebene und des Bezirks
Der Abstieg Gernsheims hat nachfolgend auf die weiteren hessischen Ligen natürlich Auswirkungen, die ich im Folgenden versuche mit Hilfe der hessischen Turnierordnung darzulegen. Ich erhebe vorsichtshalber auf die folgenden Aussagen keinen Anspruch auf Korrektheit, da ich nicht ganz durch die Turnierordnung durchgestiegen bin. Wer also Fehler findet und diese Richtigstellen kann, darf sich gerne melden. Die von mir getroffenen Angaben nehmen der Einfachheit halber an, dass sich an den tabellarischen Situationen in der Hessenliga, Verbandsliga und Landesklasse, die ja alle noch Spieltage haben, nichts ändert. Andernfalls würde der Variantenbaum, wer wo wie eventuell absteigt zu unübersichtlich und mehr Kaffeesatzleserei.
Aus der Oberliga Süd-West A steigen nun Gernsheim I., Mörlenbach/Birkenau I. und Bad Homburg I. in die Hessenliga ab. Die Hessenliga, die nach TO aus 10 Mannschaften bestehen soll, nimmt also drei Mannschaften von oben auf, ebenso zwei Aufsteiger aus den beiden Verbandsligen und muss, da es nur einen Aufsteiger in Richtung Oberliga geben wird, demnach 4 (!) Absteiger haben. Das wären nach aktuellem Stand Neuberg, Fulda, Brett vorm Kopp Frankfurt und Wiesbaden II., wovon zwei Teams in die Verbandsliga Süd und zwei in die Verbandsliga Nord absteigen würden.
Der Abstieg zweier Mannschaften in Richtung Verbandsliga Süd, die ebenso aus 10 Mannschaften bestehen bleiben soll, bedeutet dort - bei gleichzeitiger Aufnahme zweier Aufsteiger aus den Landesklassen und gleichzeitger Abgabe einer Mannschaft in Richtung Hessenliga - 3 (!) Absteiger in Richtung Landesklasse.
Aktuell würden damit aus der Verbandsliga Süd absteigen: Gernsheim II., Oberursel II. und Langen I., wovon die starkenburger Teams selbstverständlich in die Landesklasse Süd absteigen würden, während Oberursel der Landesklasse Ost zugeteilt wird. Die Landesklasse Süd hätte demnach zwei Absteiger von oben aufzunehmen, ebenso drei Aufsteiger aus den angegliederten Bezirken (6 Starkenburg, 7 Main-Taunus und 10 Bergstraße) und gibt in Richtung Verbandsliga Süd einen Aufsteiger ab. Das macht rechnerisch eine Differenz von 4 Mannschaften, die absteigen müssten. Da die Landesklasse Süd allerdings momentan nur mit 9 Teams spielt, träfe es dann "nur" noch 3 Teams um in Summe wieder auf die angestrebten 10 Mannschaften pro Klasse zu kommen. Die drei Leidtragenden wären aktuell Mörlenbach/Birkenau II., Lorsch I. und Gernsheim III., das zurück in die Starkenburgliga fallen würde.
Dort wird aktuell ebenfalls mit 9 Mannschaften gespielt, sodass eine Mannschaft als Absteiger aus der Hessenebene plus ein Aufsteiger aus der Bezirksklasse die höchste Spielklasse des Bezirks wieder auf 10 Mannschaften aufstocken würde.
Wer bis hierhin mitgedacht und alles nachvollzogen hat, dem sei Respekt gezollt. Trotzdem kann sich das alles mit den noch kommenden Spieltagen ändern und verschieben und muss einfach abgewartet werden. Falls nun noch Bedarf besteht, andere Szenarios durchzugehen, dem will ich Links zur hessischen Turnierordnung, dem Liga Orakel und nuLiga dalassen.
Steffen Heß
Pressewart